03.12.2022 1. Regionalliga ETB Miners - BG TV Olpe/TV Jahn Siegen – 91:86 (44:45)
„Ich bin total stolz auf diese Mannschaft, ich bin selten so stolz aus der Halle gegangen wie nach diesem Spiel.“ Das ist die Aussage eines Trainers, der am vorletzten Spieltag der Hinrunde nach einer Niederlage auf den drittletzten Platz abgerutscht ist.
Aber es ist auch eine vieldeutige Aussage über seine Jungs von der BG TV Olpe/TV Jahn Siegen, die beim mittlerweile sehr souveränen Tabellenführer ETB Miners mit 86:91 (45:44) die Punkte abgeben mussten.
Diese Niederlage fühlte sich fast wie ein Sieg an. Klar, die Favoritenrolle war sehr einseitig verteilt, sie lag beim Klassenprimus aus Essen. Und die Gäste aus dem Südsauerland hatten nichts zu verlieren, hatten sie doch das Spiel schon vorher verloren – nur sieben Spieler, darunter mit Filip Grabovac ein angeschlagener Akteur. Da machten sich Trainer Daniel Baethcke & Co keinerlei Illusionen.
Doch was sich dann vor ihren Augen des Trainers abspielte – davon war Baethcke auch noch am Tag nach der Partie voller Bewunderung über die Mentalität seiner Truppe. „Das war eine unglaubliche Leidenschaft, das machte richtig Spaß, eine super Einstellung. Da war alles drin, was ein Basketballspiel nur bieten kann.“ Um dann aber auch einen Blick auf das große Ganze zu werfen: „Das ist eine wahnsinnig starke, auch ausgeglichene Liga. Wir halten als Aufsteiger, als Underdog, Woche für Woche dagegen. Was wir jetzt mit dieser Rumpftruppe ablieferten, ist mehr als aller Ehren wert.“
Ein Sonderlob verdiente sich laut Chefcoach Daniel Baethcke vor allem Bilal Atli. Er war nicht nur mit 28 Punkten Topscorer des Spiels und übertraf damit auch die besten Schützen der Miners, er hatte zudem elf erfolgreiche Rebounds, sieben erfolgreiche Blockaktionen sowie fünf Assists. Mit 26 Punkten stand ihm Shawn Scott nur wenig nach, aber es ist symptomatisch, dass der beste ETB-Scorer, Nikita Khartchenkov, „nur“ auf 21 Punkte kam.
Aber es zeigt auch zugleich die Ausgeglichenheit bei den „Minenarbeitern“ aus Essen, die daher schwerer auszurechnen sind. „Wir traten hier mit zwei 18-Jährigen an“, wies Baethcke auch auf die Altersstruktur hin, wenngleich nicht vergessen werden darf, dass Phillip Becker, mit vierzehn Punkten drittbester Scorer der BG, derzeit aus der Starting-Five kaum wegzudenken ist. Umso schwerer ist es aber für den gleichaltrigen Michael Bartylak, der seine Spielpraxis aus der Landesliga bezieht, wenn er quasi ins kalte Wasser der Regionalliga geworfen wird.
Lobende Worte fand Daniel Baethcke auch für Patrik Frackiewicz, der bei vollem Kader oft nur „Reserve“ ist und in Essen mit sieben Punkten und sieben Rebounds mehr als nur wertvoll war. Ruhig, aber absolut zuverlässig auch Tomy Vicente. Und das gilt auch für Filip Grabovac, der gesundheitlich nicht voll auf der Höhe war.
Beim Blick auf die Tabelle ziehen die Miners mittlerweile einsam und allein ihre Kreise. Der einzigen Niederlage zum Saisonauftakt gegen Recklinghausen folgte jetzt der elfte Sieg in Serie – und der stand lange auf der Kippe. 45:44 für Olpe/Siegen zur Halbzeit, gar 66:61 nach dem dritten Viertel sind ein starker Beleg, dass die Gastgeber Schwerstarbeit verrichten mussten.
Dazu noch einmal Baethcke: „Die letzten zwei Minuten waren einfach gegen uns, wir haben alles rausgehauen. Wenn zwei, drei Aktionen anders laufen, wenn, wenn…“ Sowohl der Coach wie auch der Manager der Miners haben uns einen wahnsinnigen Fight bescheinigt. „Aber dafür gibt es keine Punkte für die Tabelle“, so Baethcke, der zugleich hofft, am Samstag im letzten Heimspiel vor Weihnachten gegen BSV Münsterland Baskets Wulfen auch Zählbares mitnehmen zu können.
Statistik:
Michael Bartylak (3), Filip Grabovac (6), Shwan Scott (26), Phillip Becker (14), Tomy Vicente (2), Bilal Atli (28) und Patrik Frackiewicz (7)
(Bericht und Foto: Volkher Pullmann, Westfalenpost Olpe)